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Seit
einem Jahr gibt es auch in Ostfriesland ein richtig großes Open Air
Festival. Es findet im Früh-
sommer an drei Tagen im Motodrom in "Halbemond" statt. Dieses
Jahr sind wir als eine von drei
lokalen Bands mit von der Partie. Wir befinden uns laut Plakat in allerbester
Gesellschaft: Birthcon-
trol, Nuala, Anabis, Tri Atma, Softeis, Krisenstab und unsere alten Bekannten
Missus Beastly stehen
auch auf dem Programm, um nur einige der Koryphäen des Krautrockbusiness
zu nennen.
Wir
sind am Samstag als erste dran. Nun gut, dann ist das Stadion bereits
voll und wenn es bei der
Bühnen-/Campingplatzaufteilung vom letzten Jahr bleibt, werden bei
diesem heißen Wetter die meisten
Nachtvögel direkt vor der Bühne pennen und morgens ab 12.00
von uns wieder erweckt werden. Open
Air ist die beste Gelegenheit für eine vernünftige Aufnahme,
hatten uns die Leute von Amuthon, einer
befreundeten Emder Band, erzählt. Also gut, wir haben uns mächtig
darauf vorbereitet, alles doppelt
sooft geprobt, denn da wird´s nichts nachzumischen geben. Wir schneiden
auf Halbspurtonband mit
und Willi, Schlagzeuger von Amuthon, wird uns mixen. Der kennt alle unsere
Stücke und weiß, was
er zu machen hat.
Außerdem
liegt der Termin mitten in einer kleinen Tour. Freitag haben wir frei,
Samstag morgen dann
Halbemond, Samstag Abend sind wir im Pumpwerk in Wilhelmshaven und Sonntag
bereits wieder ir-
gendwo im Niemandsland zwischen Weser und Elbe. Da wir auch vom Festival
etwas haben wollen,
sind Martin und ich bereits Freitag Abend angereist. Es ist noch ziemlich
warm und wir parken direkt
hinter der Bühne. Ein schönes leicht spirituell anmutendes Tri
Atma Konzert beendet diesen ersten
Festivalabend und ich verkriech mich, wie auch einige andere in den Schlafsack
direkt unter der Bühne.
Früh
am nächsten Morgen ist klar: es wird wieder ein richtig sonniger
(und staubiger) Tag. 40.000 Leute
sollen bereits auf dem ausgetrockneten Gelände sein. Wir frühstücken
und es knirscht schon zwischen
den Zähnen. Hacki und Reinhard laufen mit dem Instrumentenbus gegen
9.30 Uhr auf. Wir bauen unsere
Backline auf, bringen die Tonbandmaschine zum Mischpult, an dem Willi
sich bereits einen kurzen Über-
blick verschafft. Soundcheck ab 11.00 Uhr. "Eh, mach mal den Monitor
leiser, der gröhlt mir hier die
Hucke voll..." Stimmt die Monitoranlage hat ungefähr die Dimensionen
unserer PA und ist echt viel zu
laut. Na, ja...dann werden die Leute unten eben etwas eher wach.
Die
Sonne steht bereits hoch und unter dem Zelt steigt die Hitze gewaltig.
Bis zum Konzert ist eine
Kiste Wasser durch. Die zweite wird während dessen dran glauben.
Das Konzert selbst gehört in die
Kategorie "Alles gut gelaufen", geht reibungslos ab, ist nett,
aber irgendwie nix besonderes trotz des
riesig großen Publikums, das unsere etwas langen und verwurschtelten
Songs trotz der großen Hitze
und der für uns ungewohnten Auftrittszeit und ohne unser Licht- und
Feuertheater doch mit reichlich
Applaus und Zugaben bedenkt. Am Ende des Konzerts bemerke ich jedenfalls
eine schnell trocknende
Schweißlache in der Region der Bühne, wo ich mich die meiste
Zeit aufgehalten hatte.
Schaffen
auf der linken Seite unseren Krempel von der Bühne, während
rechts schon wieder die nächs-
te Band aufbaut. Nach einer halben Stunde ist alles eingesackt, bedanken
uns noch bei den Amuthons
und fahren in einer Staubwolke vom Platz Richtung Wilhelmshaven. Es wird
höchste Zeit. Als wir gegen
17.00 Uhr nach einer konischen Einkreisung des Auftrittsorts schließlich
am Pumwerk ankommen, war-
tet bereits "Ello" unser anderer Mann am Pult seit einer Stunde.
"Kalle kannte mal wieder eine Abkür-
zung..." ist die knappe Erklärung für unser verspätetes
Eintreffen.
Das
Pumpwerk ist von seiner Akkustik und der Hausanlage (4x Bose pro Seite
und ein Carlson Cup-
ler darunter) eher für leisere Musik ausgelegt, als sie eine Rockband
produziert und man tut gut daran,
dieses zu berücksichtigen. Ich habe hier schon mal "Lucifer´s
Friend" erlebt und mir sind bald die Oh-
ren abgeflogen. Selbst "Guru Guru" hatten mit ihrer kleinen
Anlage etwas Probleme mit zu großer
Lautstärke. Kurze Überlegung. Wir nehmen die Hausanlage, bauen
nur unsere Mikros auf und machen
den leisesten Soundcheck unseres bisherigen Bandlebens. So ruhig hatten
wir die Bühne noch nie,
aber draußen scheint es gut zu klingen. Auch unsere Diashow soll
wieder zum Einsatz kommen.
Genauso
leise beginnen wir um 20.30 unser Konzert vor erstaunlich gut gefülltem
Saal. Vorher hatten
wir gemutmaßt, dass doch alle sicher in Halbemond seien und wir
wahrscheinlich vor leerem Haus spie-
len würden. Erfreulich also. Im Laufe des ersten Sets muss unser
Mixer dann doch etwas mehr auf-
drehen. Das Publikum will es so. "Mach ma lauter, eh!" Im zweiten
Teil lässt allerdings bei mir die Kraft nach und ich bau im normalerweise
sehr schnell gespielten Bassolo kurzerhand eine leise entspannen-
de Passage ein. Auch das funktioniert erstaunlicherweise. Macht nix, uns
kennt ja hier keiner.
Dafür
wird es aber ein richtig schönes Konzertchen mit vier Zugaben und
Publikumsgesprächen in
der Pause und nach dem Konzert. Für unsere erste kleine Tour bisher
nur schöne Erlebnisse heute.
Mal sehen, wie die morgen drauf sind. Ich bin jedenfalls gleich nach dem
Einladen weggepennt und
erst beim Übungsraum wieder aufgewacht
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