Logo: Rock aus Ostfriesland, K.-H.G. c) 1978
Friesenkraut
5) "
Völlich fehl am Platze"

....oder vorher mal mehr informieren.




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Plakat "Sternenfeuertour", K.-H.G. c) 1982

 

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PP im Gymnasium Norden

 

 

 

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Das ist in der Tat ´ne Sache, die man als junger Mensch oft verkehrt macht. In Bezug auf die Musikerei wäre es bei einigen Konzerten besser gewesen, sich vorher zu erkundigen, zu welchem Anlass man wo und mit wem zusammen auftritt. Manchen Frust hätte es erspart.

Da gab´s z. B. jenes legendäre Folk und Rockfestival in Espelkamp (bis dato wusste niemand das es das gibt) in der Nähe von Vlotho. Völlig verblendet noch von den Eindrücken des Vlotho-Open-Airs sagten wir für eine kleine Gage zu. Es war seit der Neubesetzung der Band die erste größere Veranstaltung etwas weiter entfernt und frohen Mutes wurden die 4 R4 Kombis plus dem NMI-Benz bepackt und die knapp 400 km nach Espelkamp zurückgelegt. Dort fanden wir die Halle (eine kleine Turnhalle) recht schnell und bauten unser bis dahin "recht umfangreiches" Lautsprecherchaos auf. Parallel stellte ein Profibeschaller sehr amtliches Gerät in ungefähr dreifacher Größe hin, was für die anderen Bands gedacht war und die alle vor uns spielen sollten. Man habe sich bei der Zusammenstellung des Programms sehr viel Mühe gegeben hieß es. Soweit so gut.

Das Programm startete um 19.00 Uhr, die Halle war voll, lauter Schüler so bis 16 Jahre und jede Band (alles Folklore und recht gut) überzog ihr Programm um fast eine dreiviertel Stunde, was der guten Stimmung unten keinen Abbruch tat. Zwar sollte das ganze Festival bereits um 22.30 Uhr zuende sein, aber um 23.10 Uhr durften wir auch noch auf die Bühne. Alle total müde, keine Zeit mehr für einen richtigen Soundcheck , der Veranstalter drängelte und das Publikum (offensichtlich alles Folkanhänger) war auch schon reichlich ausgedünnt. Kurz und gut. Nach ca. 20 Minuten Rockmusik begannen zunächst die Techniker der Großanlage ihre Scheinwerfer abzuschrauben, nach weiteren 10 Minuten verdünnisierte sich der Rest des Publikums und nach weiteren 6 Stunden kam die Band wieder in Ostfriesland an, hatte 250,- DM verdient, 320,- DM verfahren und fragte sich: was sollte das ganze eigendlich?...

...oder die "Ostfriesland-Tournee" mit "Missus Beastly" zur Zeit des Spaceguerilla-Albums. Irgendein Kulturmensch kannte die Jungs "von früher" und hatte mit ihnen einen musikalischen Ausflug ins niederdeutsche Ländle geplant, so etwa, um etwas andere Kultur auf´s Dorf zu bringen. In den späten Siebzigern gab es ja mehrere solcher Kuriositäten vom grünen Tisch. Im Vorprogramm sollten jeweils lokale Bands spielen, von denen der Kulturmensch, der diese Aktion als Ostfriesland-Neuling zum eigenen Karrierestart nutzen wollte, natürlich keine kannte.

Für einige Sets bekamen wir den Zuschlag. Das ging allerdings nur, weil wir den Inhaber eines Musikgeschäftes gut kannten, bei dem sich eben dieser Kulturmensch nach Bands erkundigt hatte. Das erste Konzert in der Aula des Norder Gymnasiums lief gut. Nette Begegnung mit den Beastlys und alten Bekannten. Wir hatten unser Publikum, die Beastly´s fanden ihres und die Sache schien sich zu entwickeln.

Das sollte bereits am nächsten Tag und den folgenden anders werden. In Riepe (einem kleinen Dorf zwischen Emden und Leer) war der Veranstaltungsraum kaum größer als ein Klassenzimmer und jedes Instrument schon an sich zu laut. Die Beastlys heitzten Ihre Laune mit dermaßen vielen Joints an, dass mit Ihnen außer Musik machen vor 5 Leuten Publikum nix mehr anzufangen war. Irgendwann sind die müde in ihren Bus gekippt und vor der Hütte eingepennt.

Die nächsten Konzerttermine hatten von den Räumlichkeiten und der Informiertheit der lokalen Ansprechpartnern ähnliche Qualität. Alle Beteiligten waren nur noch genervt, die Kommuikation mit den Beastlys fand so gut wie nicht mehr statt und der Kulturmensch, den wir erst am letzten Tag zu Gesicht bekamen, faselte etwas von infrastrukturellen Kulturdefiziten in ländlichen Regionen und rauchte zusammen mit den Beastlys einen Joint nach dem anderen.

Dass er sich aber vorher einmal vor Ort erkundigt hatte, was da für Gegebenheiten anlagen oder sich überhaupt mit den Leuten vor Ort auseinandergesetzt hätte, davon nur Leere auf weiter Flur. Die Tour hätte eine schöne Sache werden können, aber so....Pleiten, Pech und Pannen. Eigentlich alles völlich fehl am Platz.

Im laufe der Jahre kamen solche "Danebenheiten" weniger vor, man war aller Orten besser vorbereitet und die mittlerweile vorhandenen lokalen Musikinitiativen erwiesen sich als recht gute Informationsquellen. Natürlich gab´s da auch schwarze Schafe zwischen, aber Dank einer verbesserten Kommunikation mit anderen Bands war man rechtzeitig vorbereitet.

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