Friesenkraut
2) "
Begegnungen mit Großen Bands"

 

 

 

 

nach oben

 

 

 

 

 

 

 

nach oben


Thema: Begegnungen mit "Großen Bands"
...In Aurich gab es das "Ostfriesland-Haus", in der Szene kurz "Ossihaus" genannt. Da es der einzige Saal war, den man gegen Reinigung und ein kleines Aufgeld für Konzerte mieten konnte, war schnell klar: "Hier gibt´s ab 1974 Lifemusik". Und so kamen Sie denn auch alle irgendwann in den 70gern mal nach Aurich. Allen voran die Berliner Truppe "Birthcontrol" mal mit "Triumvirat" im Vorprogramm, mal solo. "Kraan", "Epitaph", "Atlantis", "Jane", "Grobschnitt", "Eloy" und auch weniger bekannte Bands wie "Odyssee" lieferten hier grandiose Konzerte ab....

....Für mich waren das anfangs mehr oder weniger Begegnungen wie von einem anderen Stern. Das waren einerseits meine "Helden", weil sie sich gerade mit ihrer eigenen Mucke durchsetzten, anderseits ziemlich viel rumkamen, große Städte sahen und interessante Menschen trafen. Dass dies nicht immer das war, was ich mir nun darunter so vorstellte, zeigte sich in einigen Gesprächen mit den Musikern nach, bzw. vor den Konzerten. So berichtete Roger Röttges von Odyssee von diversen schlecht plakatierten Konzerten fast ohne Publikum, fehlender Unterbringung und Veranstaltern, die schlicht und einfach nicht zahlten, was bei den selbstorganisierten Tourneen zumeist ein Fiasko bedeutete, selbst Birthcontrol konnten solches nur bestätigen....

....Eine besonders nette Begegnung gab´s mit den Leuten von "Kraan". Nicht nur, dass der Bassist nach jedem Konzert seine Seiten verschenkte, was mir nach zwei Jahren endlich einmal einen neuen Satz einbrachte, sondern die Jungs dachten, sprachen und handelten ganz anders, als ich das von den Kollegen so kannte. Nix Amusement mit jungen Mädels oder Alkohol, aber total nett und offen.

Warum die so waren hab´ ich erst drei Monate später kapiert, als ich mit einem weiteren Auricher Basser auf Gut Wntrupp, der Kraanresidenz an einem Bassworkshop teilnahm. Von Kommunenleben und das es so was wohl gab, hatte man mittlerweile selbst in Ostfriesland was mitbekommen, mancher hatte sogar schon mal jemand kennengelernt, der sich in so einer Wohnform bewegte, aber das allgemeine Bild, das man sich davon machte war doch eher dürftig und eine Mischung phantasievoller Übertreibungen a´ la "da darf man alles" (und was das alles war, konnte man raten, wenn man in die Gesichter sah) bis zu der ebenso aus Nichtwissenden geborenen "Ablehnung aus Angst vor Verderben".

Dass die "kraansche" KünstlerWG, in der auch Leute von anderen Bands und aus den Gebieten Grafic-Design/Malerei, aber auch schlicht junge Familien mit Kindern lebten, eher etwas mit sehr viel gegenseitigem Respekt, Ordnung von Alltagsleben und eigenen (künstlerischen) Produktionsverfahren, aber auch sehr viel persönlichem verantwortungsvollen Engagement und Freiräumen zu tun hatte, wurde mir da schnell klar. Für mich spiegelten sich da zunächst so etwas wie eine fast ideale Lebensform wieder, die das Erdrückende und Spießige des Kleinstadtlebens absolut in den Schatten stellte. Dass dies auch Probleme auf ganz anderen Ebenen mit sich bringen konnte, wurde mir erst während meiner eigenen ersten WG-Erfahrungen als Student klar....

 

nach oben zurück zur Übersicht